Montag, 10. Mai 2010

Wohnbauten in Isenthal: Das Bärchihaus



WOHNBAUTEN IN ISENTHAL

ALLGEMEINES

Während der Bestand an alten Wohnbauten bis zu den beiden ersten Dritteln des 18.Jh. gering ist, haben sich aus dessen letztem Drittel eine Anzahl Häuser erhalten, die auch ihre innere Struktur bestens überliefern. Grundsätzliches über den alten Isenthaler Wohnbau hat sich daher vorweg auf diese Gruppe abzustützen. Das Isenthaler Haus besteht zum größtmöglichen Teil aus Holz, an erster Stelle bedingt durch den dortigen Holzreichtum. Ursprünglich wurde nur gerade der Kellersockel in Stein gemauert, die Umfassungswände der Obergeschosse ausschließlich, auch im Küchenteil, in Holz errichtet. Seit dem späteren 18. Jh. hat man den Wandabschnitt hinter der Feuerstelle, bloß in der Breite der Herdplatte, als schmalen Mauerstreifen im Küchengeschoß gemauert. Selbst die Kamine waren aus Holz gefertigt. Noch ausschließlicher war die Verwendung von Holz beim Gadenbau. Bis weit ins 19. Jh. hinein pf1egte man auch dessen Unterbau in Holz zu errichten und nur auf ein niedriges Mauerfundament zu stellen. Wegen des großen Holzbestands setzte auch die Ziegelverwendung für Wohnhausbedachungen spät und zögernd ein.

An den Wohnbauten des späteren 18. Jh. fallen die stattliche Breite wie Tiefe auf. Es sind ihnen in der Regel Vorlauben angefügt, und oft kragt an Stelle der einen ein Kammerbau aus; zumeist ordnen sich daher über den geräumigen Stube und Stübli drei Vorderkammern an. Zudem ist im Dachgeschoß eine Firstkammer üblich. Auch die Seitenfronten erscheinen stark befenstert, besonders im hintern Gebäudeteil; die Rückfronten dagegen sind fast öffnungslos. Mit Vorliebe ist ihnen in ganzer Fassadenbreite ein Holzschopf-Anbau zugefügt. Das Dach kennzeichnet - gegenüber den eigentlichen Tätschdachhäusern - eine mäßige Steilheit (Dachneigung durchschnittlich gegen 40°). Sein ausgeprägter Giebelvorstand ruht auf kräftigen, zumeist roßkopfgezierten Balkenkonsolen. In der Grundrißstruktur zeigt sich eine Tendenz zur Gangbildung zwischen Vorder- und Hinterhaus, als häufigste Variante ein kurzer Gangabschnitt im Hauseingangsbereich, bedingt durch den Einbau eines Speichers; die Küche nimmt dann wieder die ganze Tiefe des Hinterhauses ein. Bei größer bemessenen Bauten liegt die Küche in der Mitte zwischen Speicher und Kammer. Sie öffnet sich nicht ins Obergeschoß, ist bereits mit einer Decke versehen. Die große Gebäudetiefe erlaubt im Obergeschoß die Anbringung zweier ansehnlicher Kammern auch im Hinterhaus (traufseits). Gelegentlich treten bescheidene Kerbverzierungen auf.

Hervorstechend ist die große Farbenfreude, in welcher die Isenthaler ihre Häuser im späten 18. und im frühen 19. Jh. ausdekorierten. Wiewohl die farbige Bemalung dem damaligen Zeitgeschmack entsprach und auch in Nachbargemeinden des Seebereichs gerne angewendet wurde, bleibt die Intensität der Beziehung zur Farbe im Isenthal außergewöhnlich. Haupttöne bilden die Dreiklänge Weiß-Gelb-Rot oder die Variante Weiß-Grün-Rot. Die Ausschmückung des Äußern gilt vorweg den Fensterbereichen. An den Seitenfronten wird die Fensterzierverkleidung sogar bloß illusionistisch hinzugemalt. Auch im Innern, an malerisch verzierten Decken und Türen, an Buffets und Truhen, wird diese besondere Affinität zur Farbe ablesbar. Die grün glasierten Kachelöfen wurden im 18. und im früheren 19. Jh. zumeist von den Hafnern in Gersau bezogen.


EINZELBAUTEN


2. Mittlere Bärchi (Hausberchi).
(Ältere Schreibweise: Berche.) Am äußersten Ende des Tals am Weg nach Bauen, Über dem Urnersee. Erste Erwähnung als Wohnsitz: um 1650 im Besitz von Levin Infanger. 1759 Nachricht von einem schweren, jedoch glimpf1ich verlaufenen Brand. Über erstem Wohngeschoß Vordach, Lauben, Firstkammer. Fein bearbeiteter und profilierter Firstbalken, Pfettenenden mit Roßkopfzier, einseits dornhaft verzogen. An traufseitiger Eingangsfront Stubenfenster mit aufgemalter Zierverkleidung, rot-weiß-grün, mit Datum 1838. Inneres. Nach Eingangstür schmaler, kurzer Gangabschnitt, gegen das «Hinterhaus» Kammereinbau. Zwischen Kammerende und Küchenwand traufparallele Treppe ins Obergeschoß. Stube mit Türen des spätesten 18. Jh. Decke mit flachen, annähernd quadratischen Feldern, kunstvoll ausgesägte Füllungsecken, spätes 18. Jh. Buffet in Nußbaum, sparsam gesetzte Ziermotive in Einlegearbeit, dat.: «17 IHS 91», links von Stern, rechts von Marienmonogramm begleitet. Im Stübli «Gänterli» mit den entsprechenden Zierformen. Ein grüner Kachelofen wegen Schadhaftigkeit ausgebaut, Kacheln als Stübliwandverkleidung erhalten. Haus möglicherweise vor dem letzten Drittel des 18.Jh. erbaut.



Auszug aus: Die Kunstdenkmäler des Kantons Uri Band II Die Seegemeinden; Helmi Gasser; herausgegeben von der Gesellschaft für schweizerische Kunstgeschichte Bern, Birkhäuser Verlag Basel 1986, Seiten 307 - 309

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