Sonntag, 9. Mai 2010

Bärchistrasse: Der alte Kantonsweg wird Fahrstrasse






Die Bärchistrasse


Die Bärchistrasse war das erste Bauvorhaben, das unter der Allmendbürgergemeinde bzw. durch den Allmendbürgerrat ausgeführt wurde. Früher gehörten die Bärchigüter dank ihrer Lage am alten Kantonsweg Isenthal - Bauen zu den besterschlossenen der Gemeinde. Nach dem Bau der Gross- und der Kleintalstrasse waren dann aber die Bärchenen die einzige Region, die nicht durch eine Fahrstrasse erschlossen war, denn der alte Kantonsweg, zugleich auch Alpweg von Bauen nach den Isenthaleralpen, war nur ein Fussweg. Die Erschliessung durch eine Güter- und Waldstrasse wurde immer mehr zu einer öffentlichen Forderung.

Allmendbürgerrat 9. Mai 1943
Der geplante Bärchiweg, dessen Trassee vom Haltenhaus bis Acherli ausgesteckt ist, hat eine Steigung von 12%. Mit den Besitzern der Liegenschaften Halten, Gubeli und Hinterbärchi sind Verhandlungen über den Landerwerb zu führen. Hiefür werden bestimmt:
Präsident Walker Michael und Vicepräsident Zurfluh Alois.

Bei den Verhandlungen über den Landerwerb waren einige Hindernisse zu überwinden. Die Weganlage sollte landschonend sein, dem Wald dienen, Sicherheit gegen Steinschlag bieten und die Zufahrt zu den Liegenschaften erleichtern. Damit verbunden waren auch Forderungen zur Trasseewahl.

Es konnte ein Kompromiss gefunden werden, der von allen etwas forderte, aber auch für alle Vorteile brachte, vor allem durch Erschliessung der Liegenschaften. Beim Landerwerb wurden Verträge abgeschlossen für 1.50 Fr. bis 2 Fr. pro m2, abzüglich die alten Wegflächen.

Allmendbürgergemeinde 11. November 1945
Das vom Allmendbürgerrat vorgeschlagene Projekt Bärchiweg im Kostenvoranschlag von Fr. 80000.- wird genehmigt und ein Baukredit in gleicher Höhe bewilligt.
An Subventionen sind zugesichert: Bund 30%, aus Konto Notstandsarbeiten 10%; Kanton 10%, für Notstandsarbeiten 5%.
Zur Sicherheit von Fussgänger- und Wanderverkehr sind drei Betonunterstände zu erstellen.
Mit dem Bau, in Regiearbeit, ist baldmöglichst zu beginnen.

Am 9. Oktober 1948 wurde ein Nachtragskredit von Fr. 10000.- bewilligt. Darin war auch der Ausbau des Kehrs ob Blackenrütteli eingerechnet, womit man eine Verbesserung für den Fahr-zeugverkehr nach Gossalp erreichen wollte. Die Bauarbeiten wurden in Regie ausgeführt, bei einem durchschnittlichen Stundenlohn von 2 Franken. Kleinbauernbetriebe waren im Herbst und Winter froh um jeden noch so bescheidenen Nebenverdienst.

Nach Fertigstellung der Bärchistrasse erfolgte am 3. März 1949 die Bauabrechnung durch das Kantonsforstamt, mit einem Aufwand von Fr. 92 661.- , bei Subventionen von total Fr. 49 050.- . Obwohl man den Ausbau heute etwas grosszügiger wünschte, war es nach den damaligen Sub-ventionsbedingungen das Maximum, das möglich war. Da die Bärchistrasse überwiegend eine Güterstrasse ist, drängte die Allmendbürgergemeinde zur Entlastung ihrer Waldrechnung auf Abtretung an die Einwohnergemeinde.


Bärchistrasse wird Gemeindestrasse

Gemeindeversammlung 16. April 1988
Bereits vor einem Jahr wurde durch den Allmendbürgerrat Isenthal das Anliegen um Übernahme des Unterhaltes der Bärchistrasse an den Gemeinderat herangetragen mit der Begründung, dass diese Aufgabe mehrheitlich im Interesse der allgemeinen Öffentlichkeit liege.
In den weitem Verhandlungen beantragt der Gemeinderat, die Bärchistrasse in das Eigentum der Einwohnergemeinde zu übernehmen. Es wird dabei in Erwägung gezogen, dass im Zusammen-hang mit dem geplanten Variantenweg Bauen - Isenthal - Isleten voraussichtlich mit namhaften Finanzierungsbeiträgen durch den Kanton Bern gerechnet werden kann. Bei der Ausführung von allfälligen Sanierungsarbeiten im Rahmen der Feierlichkeiten "700 Jahre Eidgenossenschaft" könnten diese in einem einfacheren Verfahren verwirklicht werden.

Dem Antrag um Übernahme der Bärchistrasse wird ohne weitere Wortbegehren zugestimmt.
Damit kommen der alte Kantonsweg und auch die Bärchistrasse, soweit sie diesen ersetzt, zu Jubiläumsehren als Teilvariante zum "Weg der Schweiz" um den Urnersee anlässlich der 700-Jahr-Feier. Diese Ehre wird auch der alten 'Landstrass' Isenthal - Fruttkäppeli - Isleten zuteil.

Aus Michael Walker: Isenthal im Wandel der Zeiten 1840 bis 1990, Gemeinde Isenthal 1991

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